Donnerstag, Februar 17, 2011

Beichte von ********************** ****-******* ** **********

Ich wollte, obwohl ich eigentlich beruflich voll ausgelastet war, unbedingt noch einen Dr.-Grad erwerben, weil mich die Vorstellung, als Herr Dr. angeredet zu werden, so gekickt hat und es auch für das eigene Ansehen und berufliche Fortkommen sehr förderlich zu werden versprach. Ich fing dann auch mit der Promotion an, merkte aber schnell, dass das, was im Rahmen einer Forschungsarbeit zu leisten ist, absolut meine zeitlichen - ich betone, zeitlichen, nicht intellektuellen! - Kapazitäten überschreitet. Mir wurde dann klar, dass ich in diesem Tempo Jahrzehnte brauchen würde - eine Vorstellung, die ich nicht sehr aufbauend fand und die auch gar nicht zu mir passt, weil ich sehr ungeduldig bin... Dann hörte ich mich unter Kollegen um; viele hatten das gleiche Problem. Eine gab mir den entscheidenden Tipp: es gäbe Agenturen, bei denen man Qualifikationsarbeiten in Auftrag geben könnte, gegen ein entsprechendes Honorar, versteht sich. Sie böten sogar eine Notengarantie (gegen ein entsprechend höheres Honorar). Die Auftragsautoren wüssten auch nicht, für wen sie die Arbeiten anfertigen... bombensichere Sache, dachte ich mir. So wendete mich an ein solches Unternehmen. Nach einer angemessenen Zeit hielt ich sie endlich in der Hand - meine Doktorarbeit, mehrere hundert Seiten, voll bedruckt, mit einem beeindruckenden Literaturverzeichnis. Schon bei einem kursorischen Lesen offenbarte sich mir die hohe Qualität des Werks, gute Arbeit des Autors! Auch meine Doktorväter würdigten diese Leistung mit einem summa cum laude!

Dummerweise besteht in Deutschland eine Veröffentlichungspflicht für Dissertationen. Sie wurde mir zum Verhängnis. Denn ein anderer Professor, der im gleichen Forschungsgebiet tätig ist, las meine Arbeit und stolperte über einige nicht referenzierte Passagen. Leider fand er beim googeln gleich die entsprechenden Quellen und verfasste daraufhin eine Rezension, in der er mich des Plagiats bezichtigte. An die Medien wandte er sich offenbar auch. Dann haben sich alle auf mich gestürzt. Und dabei kam heraus, dass schon die Einleitung meiner Arbeit aus einem Zeitungsartikel stammt; und vermutlich noch viele viele weitere Abschnitte.
Und jetzt weiß ich nicht, was ich machen soll. Soll ich zugeben, dass ich einen schlampigen Auftragsautor hatte? Soll ich zugeben, dass ich abgeschrieben habe? Soll ich alles leugnen und behaupten, die Arbeit sei absolut belastbar und die Kritik nur Propaganda? Soll ich... ach ich weiß auch nicht. Hätte ich bloß niemals mit der Kollegin gesprochen, die hat ihre Arbeit auch gekauft - nur, dass es bei ihr keiner gemerkt hat. Warum immer ich?

4 Kommentare:

Monika hat gesagt…

ICh finde das jetzt nicht so tragisch.
Mein Gott, hauptsache er leistest jetzt volle Arbeit und so
Lasst doch die Vergangenheit ruhn..
als ob der erste ist... vorallem von den Politikern..
Da sind wir doch schlimmeres gewohnt.. :D

Minor hat gesagt…

Super Beichte! Schön geschrieben, so muss Guttenberg sich etzt wirklich fühlen...

@Monika:
Toll, dass du Guttenberg und allen anderen Leuten, die sich ihren Abschluss erkauft haben, verzeien willst. Sicher würdest du auch Ärzten vertrauen und verzeien, wenn sie ihren Doktortitel nur erschlichen hätten. Angst davor, dass die Fähigkeiten des Doktors nicht stimmen, oder dass vielleicht noch viel mehr bei/von ihm erlogen und erkauft ist, wirst du ja nicht haben, oder? Richtige Einstellung, immer schön naiv und gutgläubig durch die Welt zu laufen... Das nenne ich ein Volk, dass sich gut lenken und belgen lässt!

Anonym hat gesagt…

Nur ist es leider so, dass Mediziner wegen so idioten wie Minor überhaupt ihren Doktortitel machen müssen. Auch wenn der über die Fortpflanzung von Norwegischen Weinbergschnecken schreibt und das nichts mit seiner Abreit zu tun hat braucht er ihn. Wär glaubt schone inem Arzt de rkein Doktortitel hat. Mensch Leute, Medizin hat er trotzdem, MIT ABSCHLUSS... Frag doch mal deinen Arzt über was er promoviert hat. :D
Mein Zahnarzt hat z.B. über die Erziehung bei der Habsburgermonarchie Ende des 19.Jhd. promoviert... bringt mir das was als Zahnarzt was? Nein! Aber wenne r nen Doktor hat mein ja jeder es hat auch mit seiner Arbeit zu tun ---> Dumm!

Anonym hat gesagt…

Du befindest dich in bester Gesellschaft, aber wahrscheinlich kannst nicht in die USA auswandern.